Ein
Sommerproblem bei Kaninchen:
Myiasis/Madenfraß
Die Sonne scheint, es wird sommerlich warm, schwülwarm und
die Schmeißfliegen schwärmen aus. Sie suchen geeignete Stellen zur Eiablage, wo
ihre Larvenbrut, die Fliegenmaden, ideale Bedingungen zur Weiterentwicklung
vorfinden wird, nämlich feuchte Wärme und reichlich organische Nahrung. Sie
wimmeln in Dunghaufen, Kadavern, aber mit schöner Regelmäßigkeit auch immer
wieder auf und in unseren Haustieren, vor allem Kaninchen.
Ein trockenes, reinliches Kaninchen ist nicht gefährdet,
aber sobald die Tiere auf feuchter Einstreu sitzen, verletzt sind, Durchfall
oder Ausfluss haben, lockt ihr penetrant-süßlicher Geruch schwärmende Fliegen
an. Innerhalb eines Tages schlüpfen aus den abgelegten Fliegeneiern weißliche,
je nach Fliegenart mehr oder weniger fette, wurmartige Maden, die zu Tausenden
auf die Haut ihres Opfers vordringen, sich regelrecht durchfressen, dann im Unterhautbindegewebe
massive Zerstörungen bis hin zur kompletten Zusammenhangstrennung im Bereich
der Rückenhaut anrichten. Sie dringen in Körperöffnungen ein, wimmeln
massenhaft in Hautfalten des Urogenitalbereichs, fressen und scheiden aus und
wenn sie nicht früh genug entdeckt und vollständig beseitigt werden, töten sie
ihre Opfer durch den bei lebendigem Leib einsetzenden Verwesungsprozess,
einhergehend mit einer massiven Vergiftung durch Bakterientoxine. Leider sitzen
Kaninchen auf ihren Hinterteilen. Befallene Regionen sind versteckt. Den Besitzern
fällt es erst dann auf, wenn die Tiere schon sehr geschwächt und vermeintlich
blutend in den Ställen hocken. In Extremfällen kann der Tierarzt solche
Patienten nur noch erlösen.
Befallene Tiere, bei denen die Maden noch nicht zu tief
vorgedrungen sind, kann man aber retten, indem man durch geeignete Antiparasitika
die Maden abtötet und in akribischer Fleißarbeit einzeln absammelt, die
entstandenen Hautwunden auswäscht, desinfiziert und mit Wundsalbe versorgt.
Auch Schmerzmittel und Antibiotika sind sinnvoll, sowie mehrere Wundtoiletten
in den Tagen danach. Manchmal müssen die geschwächten Kaninchen mit
Spezialnahrung gefüttert werden um sie wieder hochzupäppeln.
„Wie aber kann man seine Tiere vor solchen Dramen
schützen?“, lautet die oft gestellte Frage Betroffener. „Indem man auf strikte
Sauberkeit in der Kaninchenbox achtet!“ lautet die einfache Antwort. Feuchte
Einstreu durch trockene ersetzen, seine Kaninchen auf Kotanhaftungen und
nässende Wunden kontrollieren und ggf. ein Fliegengitter an der Käfigtür
anbringen, bis alles wieder in Ordnung ist, sind einfache, vorbeugende
Maßnahmen.
Durchfallkranke Tiere sollten behandelt und gründlich
gesäubert werden, Verletzungen sollte man mit intensiv riechenden Wundcremes
oder Sprays versorgen, die Schmeißfliegen abschrecken. Bringen Sie solche Tiere
zum Tierarzt/Tierärztin, damit nicht nur die Symptome, sondern auch die
Ursachen behandelt werden. Dort erhalten Sie auch alle notwendigen Medikamente.