Nachwuchs geplant?
Einen gesunden Wurf quicklebendiger, schöner Welpen heranwachsen
zu sehen, ist etwas Wunderbares. Auch jeder noch so erfahrene und
entsprechend abgeklärte Züchter strahlt beim Anblick eines
vierbeinigen "Erfolgserlebnisses", das voller Charme und Forscherdrang
die Auslegeware ruiniert, den Garten verwüstet, an
Schnürsenkeln und teurem Schuhwerk seine Kräfte misst und
gelegentlich auch satt und zufrieden aneinandergekuschelt ruht - um
Kräfte zu sammeln für die nächsten "Missetaten".
Um aber ein solch "freudiges Ereignis" rundum genießen zu
können, bedarf es einiger Kenntnisse über die
Fortpflanzungsphysiologie der Hunde, genügend Raum und Umwelt
für die Welpenschar und der Bereitschaft, eine Menge Zeit in
Pflege und Aufzucht zu investieren.
Manch einen trifft dieses "freudige Ereignis" völlig ahnungslos
und leider unerwartet: "Frau Doktor, sie frisst in letzter Zeit wie ein
Scheunendrescher und wird uns allmählich zu dick. Bewegen mag sie
sich auch kaum noch. Was ist nur mit diesem Hund los?" So oder so
ähnlich klingt es nach wenigen Wochen, wenn Susi den Strolch allzu
sympathisch fand und die Ultraschalluntersuchung beweist, dass Susi
nicht wirklich krank ist, sondern allenfalls ein bisschen schwanger.
Keine Chance, hier noch eine zuchthygienische Untersuchung vorzunehmen,
wie sie für Zuchthunde im VDH selbstverständlich und
vorgeschrieben ist; es ist schlicht und einfach zu spät für
solche Überlegungen. Wenn Susi z.B. einen Zahnfehler hat, Strolch
einen Nabelbruch und Susis Mutter schon an der Hüfte operiert
werden musste oder Strolchs "Opa" mit nur einem Hoden mindestens 5 mal
für Nachwuchs gesorgt hatte, muss davon ausgegangen werden, dass
die entsprechenden Erbanlagen an den Nachwuchs weitergegeben werden und
selbst wenn sie nicht unmittelbar auftreten, können sie in der
nächsten Generation wieder zum Vorschein kommen.
Hündin, unmittelbar mach einem Kasierschnitt
Das eine oder andere Fehlerchen tut vielleicht allenfalls der
Schönheit Abbruch, aber Hüftdysplasie, Kryptorchismus
(fehlender, nicht abgestiegener Hoden), Epilepsie, Augenfehler, .... um
nur einige Beispiele zu nennen, sind mit erheblichem Leidensdruck
für die betroffenen Tiere verbunden. Daher mein Rat an die Halter
solcher Patienten: Lieben Sie ihren Vierbeiner bitte nicht weniger als
der Nachbar seinen Adonis mit dem ellenlangen Stammbaum, aber sorgen
Sie dafür, dass Ihr Hund/Katze sich nicht fortpflanzt (siehe
Kastration)!
Wenn Sie aber mit erbgesunden Tieren Nachwuchs planen, helfen wir gerne
mit Rat und Tat, damit aus der Planung ein Erfolgserlebnis wird. Was
Susi und Strolch oft ungewollt auf Anhieb schaffen, gelingt so manchem
Rasseexemplar mit langem Stammbaum leider oft nicht nach Wunsch.
Stellen Sie uns deshalb Ihre Hündin während der
Läufigkeit vor, damit wir durch Untersuchung von Vaginalabstrichen
und/oder Progesterontests den optimalen Bedeckungstermin herausfinden.
Ob es geklappt hat, zeigt eine Ultraschalluntersuchung nach 3 Wochen
oder etwas später. Man kann dabei auch feststellen, ob ein
großer oder kleiner Wurf zu erwarten ist. Ab dem 55. Tag der
Trächtigkeit empfiehlt sich sonst u.U. eine Röntgenaufnahme
zur Feststellung von Anzahl und Lage der Welpen im Mutterleib. Die
geringe Strahlenbelastung kann hierbei in Kauf genommen werden. Durch
weitere Ultraschalluntersuchungen unmittelbar vor oder während der
Geburt lässt sich anhand des Herzschlags der ungeborenen Welpen
feststellen, ob es ihnen noch gut geht. Sollte sich der Herzschlag
stark verlangsamen, besteht eine Indikation zum sofortigen
Kaiserschnitt. Klären Sie mit uns ab, ob wir zum fraglichen
Geburtstermin dienstbereit sind und bleiben Sie während des
gesamten Zeitraums rund um die Geburt in engem Kontakt mit uns. Manches
kann telefonisch geklärt werden, damit die Geburt nicht
unnötig durch Besitzer und Tierarzt gestört wird. Wenn
Probleme auftauchen, wird es aber unumgänglich sein, die werdende
Mutter vorzustellen. Bei frischgebackenen Müttern und ihren Welpen
machen wir auch Hausbesuche, nehmen eine nachgeburtliche Untersuchung
und eine Erstlingsuntersuchung der Welpen vor.
Abschließend noch ein Rat, besonders an alte Hasen in Sachen
Hundezucht: Seien Sie vorsichtig mit "Wehenspritzen"! Überdosiert
oder zum falschen Zeitpunkt gesetzt, erreichen sie genau das Gegenteil
von dem, was sie sollen!
H. Egbering