Lyme-Borreliose
Es ist Zeckensaison: Bei über 12 °C lauern sie an
Gräsern, Sträuchern, im Wald, aber auch im eigenen Garten.
Angelockt durch Berührungs- und chemotaktische Reize befallen die
Blutsauger ihre Opfer; dabei stechen sie meist an dünner behaarten
Hautpartien zu.
Wie andere blutsaugende Insekten auch, können Zecken verschiedene
Krankheiten übertragen, zumal sie zwischen den "Blutmahlzeiten"
ihre Opfer wechseln und Krankheitserreger in Speicheldrüsen oder
Saugrüssel mit sich führen, die dann dem nächsten Opfer
eingespritzt werden.
Der "Zeckenspeichel" allein ist schon recht aggressiv und löst bei
vielen gestochenen Tieren oder Menschen eine allergisch -
entzündliche Reaktion aus. Es kann zur Übertragung ganz
banaler Eitererreger kommen, massiver Schwellung, Rötung der
Bissstelle, auch ohne dass beim Entfernen der Zecke versehentlich "der
Kopf abgerissen" wurde. Solch eine Veränderung sollte
natürlich tierärztlich behandelt werden!
Aber es gibt eben auch lebensbedrohende Infektionskrankheiten, die je
nach Zeckenart oder Erreger endemisch vorkommt (auf gewisse Regionen
beschränkt, wie bei der FSME) oder weit verbreitet. Hierzu
zählen die virusbedingte FSME
(Frühsommermeningoenzephalitis), die nördlich des
Weißwurstäquators eigentlich keine Rolle spielt und die
durch ein Bakterium verursachte Lyme-Borreliose, deren Erreger in ca.
20% aller Zecken gefunden wird und die somit tatsächlich auch hier
eine Gefahr darstellt, sowie die Ehrlichiose und Babesiose, die als
u.U. tödliches "Urlaubsmitbringsel" aus dem sonnigen Süden
eine gewisse Rolle spielen.
Die derzeit am meisten diskutierte dieser Erkrankungen ist die
Borreliose. Obwohl Mediziner und Veterinärmediziner schon
schmunzelnd von der "Internetborreliose" sprechen, um damit ein wenig
die Hysterie zu dämpfen, die solche Themen wie üblich
begleitet, muss dennoch vor einer Verharmlosung des Problems gewarnt
werden. Richtig ist, dass viele Zwei- und besondersVierbeiner schon
einmal infiziert waren, ohne jemals Symptome gezeigt zu haben, richtig
ist aber auch, dass jede 5. Zecke den Erreger überträgt und
dass im Erkrankungsfall vieles von einer frühen Diagnose
abhängt, da verschleppte Fälle Spätfolgen nach sich
ziehen können. Beim Tier bildet sich übrigens nicht
regelmäßig die beim Menschen so typische Rötung des
Zeckenbisses! Die Symptome einer akuten Infektion reichen von Fieber,
Lahmheiten, Steifigkeit, Erbrechen bis hin zu zentralnervösen
Störungen, chronifizierte Fälle zeigen regelmäßig
arthritisbedingte Lahmheiten.
Das Gute an der Borreliose ist, dass man sie gut mit Antibiotika
behandeln kann - diese müssen im Erkrankungsfall aber wochenlang
gegeben werden, um den Erreger zu eliminieren.
Nachweisbar ist eine Infektion durch Blutuntersuchungen (Antigen und
Antikörpernachweise sind möglich) oder durch direkte
Untersuchung entfernter Zecken.
Noch besser ist es aber, sein Haustier zu schützen! Es gibt eine
ganze Reihe von Repellentien, als Spot on, als Spray oder Halsband,
teils für Hund und Katze zugelassen, teils nur für Hunde.
Darüber hinaus kann man Hunde gegen Borreliose impfen lassen -
häufig missverstanden als "Zeckenimpfung" - und zwar erstmals im
Alter von 12 Wochen mit einer Nachimpfung 3 bis 5 Wochen später
und einer empfohlenen Auffrischung einmal jährlich vor der
Zeckensaison.
Ein kleiner Tipp an reiselustige Zweibeiner sei noch erlaubt: Sorgen
Sie nicht nur für Ihre mitgeführten Hunde und Katzen, sondern
auch für sich selbst! Lassen Sie sich, wenn Sie in verseuchte
Gebiete reisen wollen (z.B. Donauraum), gegen FSME impfen!
H. Egbering